Wien 1771 – 1846 Felixdorf

Balthasar Wigand wurde 1771 als Sohn eines Kaffeesieders und „Haarbeutelmachers“ in Wien geboren. Die besonderen Rosa- und Blautönungen in seinen Frühwerken lassen den Schluss zu, dass er an der Akademie bei Christian Brand und Heinrich Füger studiert hat. Im Gegensatz zu anderen Miniaturmalern, die sich dem Porträt verschrieben, bevorzugte Wigand Stadtansichten und detailfreudige Darstellungen von Schlachten, Paraden und Einzügen hochgestellter Persönlichkeiten, die er mit ganzen Heeren von Staffagenfigürchen bereicherte.

Wigands Veduten hatten in dieser Epoche eine ähnliche Bedeutung wie Gläser von Kothgasser und Arbeiten der Wiener Porzellanmanufaktur, die international gesuchte und unverkennbar wienerische Kunst darstellten. Weiters waren auch Wigands mit Gouachen ausgefertigte Fächer, Lampenschirme und Näh- und Schreibkassetten bereits damals schon sehr hochpreisig, und sie zu besitzen gehörte zur gesellschaftlichen Reputation. Große Berühmtheit erlangte jene Kassette, die George Sand als Geschenk von Frédéric Chopin erhielt. Besonders schöne Objekte befinden sich darüber hinaus im Besitz des Wien Museums und im schwedischen Museum von Finspang.

Wigand war auf dem Gebiet der Miniaturmalerei einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, denn seine Blätter in Gouachetechnik sind von äußerster farblicher Delikatesse und exakter Linienführung. Diese Deutlichkeit und Genauigkeit machen seine Arbeiten auch zu Dokumenten der topografischen Entwicklung Wiens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wigands Werke belegen den gesellschaftlichen Umbruch der Epoche während der Dauer seines Schaffens. Nach der noblen höfischen Thematik mit adeligen Schlittenfahrten und Militärfesten erfolgte der Übergang zu volkstümlichen Darstellungen entsprechend der kulturgeschichtlichen Entwicklung zum Biedermeier. Charakteristisch hierfür ist eine Annäherung an die Wirklichkeit und an die Natur, die mit einer Veränderung der dargestellten Menschen einher ging. Beschauliche Spaziergänger, Bauern und Handwerksleute, Soldaten, junge Mädchen und spielende Kinder bevölkerten die gewandelten Szenen.

Ganz dem herrschenden Zeitgeist entsprechend, begann Wigand in den dreißiger Jahren, sich mit geschichtlichen Themen auseinander zu setzen und große historische Ereignisse darzustellen. So entstanden detailgetreue und minutiös ausgeführte Aquarelle und Gouachen von Schlachten, vor allem der Österreicher gegen Napoleon. Während das Interesse für die kostspieligen kunstgewerblichen Arbeiten generell zusehends abnahm, wurde Wigand als Maler immer selbständiger und der künstlerische Reiz seines Spätstils umso strahlender. Nach seinem Tode im Jahre 1846 und mit dem aufkommenden Neurokoko und Historismus waren Wigands Miniaturen nicht mehr sehr gefragt, wodurch sein Œuvre in der breiten Öffentlichkeit in Vergessenheit geriet. Dagegen wurden seine Werke in Sammlerkreisen weiterhin sorgsam gehütet und bilden heute aufgrund ihrer hohen Qualität den Höhepunkt jeder Aquarellsammlung.

 

Die erste große Gedenkausstellung für diesen wichtigen österreichischen Maler wurde im Jahre 1977 vom Historischen Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) durchgeführt und erregte großes Aufsehen. Weitere Werke Wigands aus dem Fundus des Museums waren im Jahr 2003 bei der Ausstellung „Stock und Hut“ in der Hermesvilla neben Bildern von Rudolf von Alt und Peter Fendi zu sehen. Galerie Szaal präsentierte 2004 auf der WIKAM im Palais Harrach eine Sonderausstellung über diesen Künstler, die Galerie D & S widmete ihm 2007 eine Sonderschau in der Residenz in Salzburg. All diese großen Ausstellungen dokumentieren die wieder erkannte kunsthistorische Bedeutung Balthasar Wigands.

 


Walde Alfons
Wegmayr Sebastian
Wigand Balthasar
Galerie Szaal, Schottenring 10, 1010 Wien

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.