Die Karlskirche ist das Hauptwerk des sakralen österreichischen Hochbarock. Im Pestjahr 1713 gelobte Kaiser Karl VI., bei glücklichem Ausgang der Seuche eine Kirche zu Ehren des "Pestheiligen" Karl Borromäus zu stiften. Schon 1714 kam es zur Ausschreibung eines Wettbewerbs, an dem sich u. a. Johann Lukas von Hildebrandt und der Theaterarchitekt Ferdinando Galli-Bibiena beteiligten, doch gewann Johann Bernhard Fischer von Erlach mit einem Entwurf, der in faszinierender Weise die "klassischen" Architekturformen des Hellenismus und Konstantinopels miteinander verband, um so seinem Kaiser - der "Kulmination" aus beiden Kaiserreichen, Rom und Byzanz - zu huldigen. Die Wahl des Standorts für die Kirche war ein barock-theatralischer Meisterstreich: Wenn der Kaiser von der Hofburg über die Augustinerstraße hinaus zu seinem Lustschloss "Favorita" in der Wieden fuhr, so hatte er wie eine Kulisse seine Kirche vor Augen, umgeben von Wiesen, Auen und Weingärten. Das, sowie das perfekt ausgearbeitete symbolische Programm des Kirchenbaus, an dem neben Fischer vor allem Lorenzo Mattielli als Bildhauer und Johann Michael Rottmayr als Maler mitwirkten, machten die Karlskirche zum großartig durchkomponierten hochbarocken Gesamtkunstwerk. Nach Fischers Tod 1723 leitete sein Sohn Joseph Emanuel die Bauarbeiten getreu nach den Plänen des Vaters. Die Kirche war 1725 überkuppelt, und Rottmayr arbeitete bis 1730 an den Deckenfresken. 1737 konnte die Karlskirche durch Kardinal Kollonitsch geweiht werden. Am Hauptportal vereinigte Fischer das Griechische mit dem Römischen, um es zum Barockkaiserlichen hinaufzuführen: Die Kirchenvorhalle gleicht einem athenischen Tempelvorbau, die beiden Reliefsäulen spielen deutlich auf Roms Trajansäule an, und aus diesem so vorbereiteten Dach wachsen Kuppeltambour, Kuppel und Laterne, wie sie nur das Barock - geschult an Antike, Renaissance und absolutistischem Zeitgeist - zu gestalten wusste. |
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