Werdau 1865 – 1943 Wien

Der Künstler studierte zunächst an der Wiener Akademie unter Eduard von Lichtenfels. Unmittelbar nach seinem Studium widmete sich der junge Künstler der Genre- und Landschaftsmalerei und stellte auch seit 1890 auf Wiener Ausstellungen Landschaftsgemälde aus. Doch schon bald entdeckte Graner sein großes Talent und seine Vorliebe für die Architektur- und Vedutenmalerei. In der „Königsdisziplin“, dem Aquarell, wurde die Darstellung von Wiener Straßen- und Platzansichten nun zu seiner Domäne. Seine zahlreichen Aquarelle zeigen historisch bedeutsame Stätten und Ansichten mit reichen Staffagen.

„Am ausschließendsten und hingebungsvollsten dient Graner dem heimatlichen Zwecke ... Graner bleibt in Wien und weist seit geraumer Zeit jeden Auftrag zurück, der nicht etwas Wienerisches betrifft. Am 25. September wird er sechzig Jahre alt, reich an Ehren und Erfolgen ... Ansichten von Alt-Wien sind der größte Teil seines Gesamtwerkes. Dabei wird er niemals nüchtern und kleinlich. Stets ist er in Farbe und Stimmung ein echter Künstler, der besonders das Graue und Verstaubte der alten Mauern in einer ebenso naturwahren wie nur ihm eigenen, Graner´schen Weise zum Ausdruck bringt, die von Kennern und Sammlern sehr geschätzt wird. In seinen Wiener Bildern lebt nicht nur der gemalte Gegenstand, sondern auch ein Naturhauch, eine Lichtwirkung, ein farbiger Schimmer, die Gunst der Stunde. Wir sehen Wien mit den Augen eines Sonntagskindes, das mehr sieht als andere, weniger Begnadete, und dessen Hand den flüchtigen Augenblick mit dem Pinsel zu bannen weiß. Die österreichische Staatsgalerie, das Wiener städtische Museum bergen in ihren reichen Beständen von Wiener Ansichten und Erinnerungen so manches Hauptwerk von Graner. Sein Name kann erst mit dem letzten Gedanken an den letzten Stein des alten Wien der Nachwelt gänzlich verloren gehen.“ Diese Worte, mit denen Ernst Graner 1925 von Max Morold gewürdigt wurde, haben heute noch Gültigkeit.