Die Spannung in Ernst Graners Bildern entsteht bei gedämpfter Farbigkeit durch sparsam gesetzte Komplementärfarben oder, wie hier, durch sorgfältige Schattendramaturgie. Scheinbar alltägliche Szenen städtischer Begegnungen ereignen sich vor eindrucksvollen, oft komplex perspektivisch angelegten Architekturkulissen. So zeugt dieser Alt-Wiener Platz (heute Dr.-Ignaz-Seipel-Platz) mit seinen eindrucksvollen Bauten von der Begeisterung des Künstlers für architektonische Ausdruckswerte.
Unter Ferdinand II. übersiedelten die Jesuiten 1623 von der Kirche Am Hof in die Gegend der alten Universität. Der Kaiser übergab ihnen die philosophische und theologische Fakultät aufgrund einer von ihm erlassenen Pragmatischen Sanktion und bewilligte zugleich den Bau eines Kollegiums, eines Seminars und einer Kirche. Die Jesuiten ließen an der Stelle einer Kapelle des Hl. Benedikt 1623 bis 27 von einem unbekannten Architekten ihre neue Kirche erbauen, die zu Ehren Mariens, des Hl. Ignatius und des Hl. Franz Xaver geweiht wurde. Sie erhielt ihre heutige Gestalt durch den Jesuiten Andrea Pozzo (1703 bis 07), der die Fassade änderte, die Türme errichtete sowie Fresken und Altarbilder schuf. Durch die Demolierung von fünf anlässlich des Kirchenbaus angekauften Häusern wurden das Areal des Platzes vor der Kirche und jenes des Verbindungsgässchens vom Platz in die Schönlaterngasse gewonnen. Nach Aufhebung des Jesuitenordens 1773 fiel die Kirche an den Staat, seit 1857 befindet sie sich wieder im Besitz der Jesuiten.
1623 erfolgte der Umbau von Teilen der Universität zu einem Akademischen Kolleg (Aufstockung um 1725). Sein heutiges Aussehen erhielt der Platz erst durch die neue Kirchenfassade des Jesuiten Pozzo und den Bau eines neuen Universitätsgebäudes, der Aula. Diese ließ Kaiserin Maria Theresia zwischen 1753 und 1755 von dem französischen Architekten Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey an der Nordseite des Universitätsplatzes errichten. Eine Erweiterung der Universität (Bibliotheksflügel) führte Joseph Kornhäusel von 1827 bis1829 durch. Seit 1857 ist hier die Österreichische Akademie der Wissenschaften untergebracht.

   

Gauermann Friedrich
Geller Nepumuk
Goltz Alexander Demetrius
Graner Ernst
Gruber Franz Xaver
Galerie Szaal, Schottenring 10, 1010 Wien

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