Wien 1847 – 1922 Wien

Der erst in den letzten Jahren im vollen Umfang seiner Bedeutung wiederentdeckte Robert Russ zählt im ausgehenden 19. Jahrhundert zu den angesehensten Landschaftsmalern Österreichs. Schon während seiner Studienzeit ergeht an den damals 23-jährigen Russ der Ruf der Akademie, die Landschaftsklasse Albert Zimmermanns als Lehrer zu übernehmen. Russ nimmt an, doch die Lust an der eigenen künstlerischen Arbeit lässt ihn bald Studienreisen nach Italien, Deutschland und in die Niederlande unternehmen.

Sein malerisches OEuvre zeichnet sich primär durch einen betonten Stimmungsgehalt aus, ähnlich dem seiner Studienkollegen Emil Jakob Schindler und Eugen Jettel. Zahlreiche Beteiligungen an Ausstellungen seit 1866, die Verleihung der Goldenen Ehrenmedaille 1869, sowie Auftragsarbeiten, darunter Wandbilder für das Burgtheater und das Naturhistorische Museum in Wien, begründen seine Beliebtheit beim kunstinteressierten Publikum.

Die besondere Liebe des Malers aber gehört der Landschaft. In Südtirol, Niederösterreich, dem Burgenland und dem Weinviertel findet er jene Lichtstimmungen, die ihn zu seinen Werken inspirieren und die ihm schon zu Lebzeiten den Titel „Meister der Beleuchtungseffekte“ einbringen. Wir können dies auch an dem hier präsentierten, frühen Meisterwerk erkennen, in dem der Künstler am Neusiedler See seine so sehr geliebte Spätnachmittagsstimmung malerisch realisiert. 

Die wirksame Dramaturgie der Lichtsituation mit abwechselnd hellen und schattigen Zonen lenkt unsere Aufmerksamkeit zunächst auf die tiefstehende Sonne, die sich auf der Oberfläche des ruhigen Sees spiegelt, dann auf die heimkehrenden Boote am Holzsteg und schließlich auf die detaillierte Schilderung der Vegetation im Vordergrund. Die Gräser und Schilfrohre sind präzise durchgearbeitet, die Erde ist bereits in jenen tonigen Farbwerten angelegt, die später für die Epoche der Stimmungsmalerei typisch werden.

Den Eindruck der Weite und die atmosphärische Wirkung der Seelandschaft erreicht Russ durch die raumwirksame Darstellung des Himmels und der Wolken und durch die exzellente Luft- und Farbperspektive. Dieses voll ausgeführte Werk zeigt die frühe Eigenständigkeit des Künstlers sowie dessen Loslösung von üblichen Akademievorgaben und weist den jungen Maler als wichtigen Mitbegründer der Malerei des Stimmungsrealismus aus.

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Raulino Tobias Dionys
Reim Johann Vincenz
Russ Robert
Galerie Szaal, Schottenring 10, 1010 Wien

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